Wird mein Kind beim Karate nicht zum Schlagen erzogen ?
Daß Sie sich diese Fragen stellen, liegt vor allem an den in der Öffentlichkeit weit verbreiteten falschen Informationen, die Karate mit Stapeln zerschlagener Bretter und Szenen aus klischeehaften Schlägerfilmen aus Fernost in Verbindung bringen.
Tatsächlich ist das richtig verstandene Karate in erster Linie ein Weg (Do), zu sich selbst zu finden und mehr über sich zu erfahren. Mit diesem Infoblatt möchten wir versuchen, Sie über den sportlichen und pädagogischen Wert dieser außergewöhnlichen Sportart aufzuklären.
Karate bedeutet soviel wie leere Hand. Der Karateka ist der ursprünglich schwache Mensch. der aus sich selbst eine Kraft entwickelt, um auch extreme Situationen zu meistern. Heutzutage sind unsere Heranwachsenden – mehr denn je – leider einer Vielzahl von Extremsituationen ausgesetzt. Schlechte Umweltbedingungen‚ ungesunde Ernährung, Drogen, Alkohol, hoher Druck von Schule und Eltern, Konfrontation mit Gewalttätigkeiten, Konkurrenzdenken usw., sind extreme Streßsituationen mit denen die Jugendlichen ferig werden müssen.
Neben der Verbesserung von Geschicklichkeit, Gelenkigkeit und Schnellkraft‚ bildet das Karate insbesondere geistige Fähigkeiten wie Konzentrationsfähigkeit, Willensstärke, Selbstvertrauen, das Finden einer inneren Ruhe und Ausgeglichenheit, Steigerung des Selbstbewußtsein, Kontrolle der eigenen Aggressivität, Verantwortung und Achtung vor dem Partner, wobei das Einfühlen in eine andere Mentalität auch eine große Rolle spielt.
Die Achtung vor dem Partner zeigt sich im Karate dadurch, daß es streng verboten ist, den Partner durch unkontrollierte Bewegungen zu treffen oder zu verletzen. Alle Bewegungen müssen vor dem Auftreffen abgestoppt werden.
Wie in allen japanischen Kampfkünsten ist im Karate nicht der letztlich erreichte Leistungsstand (Gürtelgraduierung) oder das Siegen auf Turnieren das Hauptziel, sondern der Weg (Do) dorthin. Der körperbildende Wert liegt darin, daß die Kinder ihren Körper und ihre Sinne neu und reicher entdecken: Muskeln, die vorher nur faul und träge mitmachten, werden jetzt gespürt und gebraucht, keiner ist unwichtig. Aus Entspannung wird Spannung, aus Ruhe Dynamik, Muskelgruppen spielen zusammen, üben Kombinationen, während Augen und Ohren hellwach sich selbst, Gegner und Umgebung kontrollieren.
Wir hoffen, daß wir Ihre eventuellen Bedenken gegen die Sportart Karate ausräumen konnten.
Den besten Eindruck von dieser interessanten Kampfkunst können Sie allerdings gewinnen, wenn Sie einmal einen Schnupperkurs mitmachen. Wir würden uns freuen, wenn wir Sie dazu begrüßen könnten.